Adolf Böse
Wilhelm Adolf Böse wurde am 28.03.1874 in Lennep als Sohn des Kaufmanns Eduard Böse und dessen Ehefrau Auguste geb. Stursberg geboren.
Am 15.05.1905 heiratete er Eugenie Julie Hedwig Marta geb. Metz (10.11.1882 – 12.09.1962), die Tochter des Kaufmanns Friedrich Albert Eduard Metz und dessen Gattin Mathilde Martha geb. Bockhalter. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor: Cäcilie (16.02.1906 – 19.04.1792) und Auguste (27.03.1911 – 19.10.2000), die beide zusammen mit ihren Ehemännern ebenfalls hier im Familiengrab beigesetzt sind.
Bei der Eintragung der Eheschließung in unserem Kirchenbuch ist als Beruf des Bräutigams „Buchhalter“ angegeben. Aufgrund seiner Zuverlässigkeit und Loyalität avancierte er zum Prokuristen der Firma Wülfing („Kammgarn“). Auch der Ehemann seiner ersten Tochter Cäcilie („Cilli“), Otto Wilhelm Peuckert (19.12.1899 – 10.03.1966) war dort als Prokurist angestellt, sicherlich haben die beiden sich so kennengelernt. Der Ehemann der zweiten Tochter Auguste („Gustl“), Hans-Gustav Langen (04.01.1908 - 30.04.1962) stammte aus Köln und war der Sohn von Carl Eugen Langen, dem Ingenieur und Erfinder der Wuppertaler Schwebebahn.
Adolf Böse engagierte sich außer seiner beruflichen Tätigkeit sehr in der Evangelischen Kirchengemeinde. So war er Mitglied der Gemeinderepräsentation, eines Gremiums neben dem Presbyterium und Obmann, also Vertreter nach außen, sowie Geschäftsführer (als solcher verantwortlich für die Erledigung der geschäftlichen Aufgaben) des Kirchenchores, in dem er auch als Bass sang. In einem Bericht über den Kirchenchor aus späteren Jahren heißt es „Das Protokollbuch gibt Zeugnis seiner Gewissenhaftigkeit und Akkuratesse.“ Als 1921 in der Gemeinde der Wunsch nach neuen Kirchenglocken aufkeimte – die alten waren im 1. Weltkrieg eingeschmolzen worden – engagierte sich Adolf Böse in der neugebildeten Glockenkommission.
Adolf Böse mit seiner Ehefrau
Adolf Böse beim weihnachtlichen Musizieren
Christian Meyer hielt anlässlich des 90. Geburtstages von Adolf Böse am 28.03.1964 eine Ansprache. Sein Entwurf dafür ist in den Unterlagen des Kirchenchores überliefert.
"Lieber Freund Adolf Böse!
Da schließen sich jetzt 90 Lebensjahre! Auf den Knien falten sich Hände wie zu einem medaillonförmigen Rahmen, umfassend altväterliche Bildnisse, vom geruhigeren Herzen her durchpulst. Die Firma, für die man als treuer Mann ritterlich und in kaufmännischer Vollmacht wirkte, trug im Namenswappen ein Herz („Hardt“) und verpflichtete gegenseitig zur Fairness und Verbundenheit. Was Sie in Treue und Akkuratesse im wirtschaftlichen Leben geleistet haben, geht nicht in ein paar Zahlen. Die 1948 verfasste Geschichte der Fabrik ist durchwoben von verpflichtendem Dank.
Als die Jahre der Inflation uns die Nichtigkeit materieller Güter dartaten, konnten Sie auf der Seele Geheimschätze hinweisen: in den Kammern der Musik und Dichtung und bildenden Kunst. Sie luden in die Villa in der Beethovenstraße ein, und die Blumen des Gartens, die herzigen Lieder Schuberts, die zarten Gesänge Schumannsund die geliebten, von Tempelfeierlichkeit erfüllten Arien und Chöre Meister Mendelssohns lebten auf. In den größeren Räumen verspürte man durch die Schwingen aus des Dädalos Geschlecht ein sich hebendes Zittern bildhaft laufen. Für die Jugend im Gemeindehaus erklangen Löwes plastische Balladen. Bis in die Altersstunden heut verspüren Sie, lieber Herr Böse, nachlauschend Karl Erbs darstellende Genialität als Evangelienkünder in Passion und Oratorien. Als die Stadtkirchenorgel 1940 ihr 50jähriges Jubiläum erwarten durfte, man aber vor dem Feind schwieg, erschien nach dem Hauptgottesdienst auf der Empore der ehemalige Obmann des Kirchenchors und dankte dem Chor und dem lieben „Organon“ im Namen der Gemeinde und der himmlischen Heerscharen für die Halbjahrhundert-Hilfe in mancherlei Freud und Leid. Und die kleine Emporen-Gemeinde hat Ihnen, lieber Freund, auch für diesen Dienst „Prokura“ zuerkannt. Schillers Götterfunken zündete in Ihrer Nähe und machte den Zauber der Sympathie in dem großen Ring Ihrer Sphäre spürbar.
Sollten da die Arbeiter, die zu den geistigen Abenden der Volkshochschule strebten und z.B. des Sophokles tragische Weltauffassung in sich aufzunehmen begehrten, ohne ein vertieftes Schauspiel umkehren, weil die Stadt nicht die Beleuchtung auf den Gängen und Treppen des Gymnasiums bezahlen konnte? Wir erhielten 2 Dollar, und der „König Ödipus“ in Hofmannsthals Übertragung ging über die Bühne. Ein geistiges Reich für 2 lumpige Dollar! Wir danken Ihnen! Wir wissen, warum für Sie der Schluss der IX. Symphonie und der Ausklang des „Fidelio“ wie ein einziges Bekenntnis ineinandergreifen.
Darf ich vergessen, dass zu den Herzensbanden, die Sie umstrickt hielten, auch die Geheimmächte gehören, die wir als die Bande der Heimat erlebt haben. Da lag nun Schloss Burg nach zwei grausamen Weltkriegen verkommen und bedurfte der Hilfe. Unter den Helfern stellten auch Sie sich ein. Der Vorstand von Schloss Burg hat die bis in die kleinste Umsorgung gehenden Bemühungen durch Verleihung einer Plakette geehrt.
Heute, lieber Freund, senken Sie im Altenteil das Haupt. ER, da droben, „hat geredet, er wolle im Dunkel wohnen“ (1. Kön. 8/12). Wird aber nicht das Sanktus der Kurt-Thomasschen Messe immer lauter, das wie von Glocken gewiegte „Heilig, heilig“, das Sie 1938 hier in Lennep bewegt als Inspiration von dem jungen Komponisten in die ewigen Schätze in sich geborgen haben?"
Hier endet der Text, ziemlich aprupt, ich denke, er wird noch weitergegangen sein, aber leider fehlt das Ende in unseren Überlieferungen.
Die in Christian Meyers Brief erwähnte Villa in der Beethovenstraße war die Villa der Familie Hardt, in der sich das Büro der Firma Johann Wülfing & Sohn befand und in welcher die Familie Böse lange auch wohnte. Die Beethovenstraße heißt heute Rotdornallee. Zuletzt wohnte die Familie Böse in der Knusthöhe 15.
Adolf Böse verstarb am 15.05.1965 in hier Lennep.
Das Wohnhaus der Familie Böse, Knusthöhe 15