Christian Schmidt, Albert Schmidt, Arthur Schmidt

Leopold Schmidt  (1776-1851) war der eigentliche Gründer der Lenneper Baufirma Schmidt, die sich über Generationen um die Nutzbarmachung der Wupper verdient gemacht hat und im Bergischen Land bis heute als Baumeister öffentlicher Bauten, Kirchen, großer Fabrikanlagen und vieler Privathäuser geschätzt wird.

Ein bestimmter Gründungstag dieser Firma ist nicht bekannt, jedoch veranschlagt Hermann Ringel in seinem Buch „Bergische Wirtschaft zwischen 1790 und 1860“ die Entstehung bereits für das Jahr 1820.

Leopold Schmidt kam aus Freckhausen im Oberbergischen. Er begründete sozusagen die Affinität der späteren Familie zum Wasserbau und man sagte von ihm, er habe bei seiner Arbeit meist mit einem Fuß im Wasser gestanden. Wasser war sein Element und es hat den Anschein, dass sein Enkel Albert Schmidt und bis in die heutige Zeit noch weitere Bauleute und Ingenieure in der Familie die Vorliebe für Wasserbauten von ihm erbten. Leopold Schmidt errichtete von Freckhausen aus als Unternehmer eine große Anzahl Wehrbauten und Hammerwerke an der oberen Wupper bis Beyenburg. Seit 1835 wurde die Firma von Dahlhausen a. d. Wupper aus geführt. Ein schönes Zeugnis seines Schaffens entdeckte man im November 1990, als zum ersten Mal seit dem Anstau der modernen Wupper-Talsperre das alte Hammersteiner Wehr (Hückeswagen) trocken lag. Bei einer gründlichen Vermessung des alten Wehrs wurde eine Art Gedenkstein entdeckt mit der nicht ganz korrekten Aufschrift „E(rbaut) von Meister Leopolt Schmidt“.

Christian Schmidt  (1805-1865) übernahm die Firma 1836 in Dahlhausen. Damals wurden die dortigen Eisenhämmer der Fa. Adolf und Heinrich Bauendahl von der Lenneper Fa. Johann Wülfing & Sohn angekauft, abgebrochen und zu einer großen Tuchfabrikanlage ausgebaut. Die Bedeutung Christian Schmidts liegt außer im Wasserbau auch im Hochbau. So erstellte er in Zusammenarbeit mit den Architekten Christian Heyden (Barmen) bzw. Julius Thomas (Neuss) zahlreiche Industrieanlagen, frühe Industriellenvillen in Lennep und kleinere Kirchen nach der Maßgabe Schinkels in Klaswipper und Ronsdorf. Durch die Schaffung großer Industrieanlagen, die mit der Wasserkraft der Wupper betrieben wurden, diente er jedoch letztlich wieder auch dem Wasserbau. Zu nennen sind neben seinen Bauten in Lennep vor allem die Wupperfabriken in Dahlhausen, Dahlerau, Friedrichstal, Krebsöge und Vogelsmühle.

Christian Schmidt starb nur 60jährig im Jahre 1865 an den Folgen eines Bauunfalls. Obwohl er gemessen an der damaligen Zeit so etwas wie ein Großunternehmer war, der neben dem eigentlichen Baugeschäft auch eine Zimmerei und eine Ziegelei betrieb, ist über ihn in der heutigen Öffentlichkeit weit weniger bekannt als über seinen Sohn Albert, der vor allem auch in Lennep selbst, bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung im letzten Drittel des 19. Jh., sehr viele Bauten errichtet hat.

Albert Schmidt (1841 – 1932) wurde in der Poststraße 8 geboren und verbrachte seine erste Lehrzeit bei dem Königlichen Kreisbaumeister Laur aus Lennep, bevor er u.a. zur Baugewerkschule Holzminden wechselte. Bereits mit 17 Jahren unterstützte Albert Schmidt seinen Vater beim Bau einer Fabrikantenvilla, der späteren Villa Fritz Hardt, an der Lenneper Poststraße 5. Er führte das Baugeschäft in dritter Generation und avancierte zum Hausarchitekten der Fa. Wülfing & Sohn. Neben Fabrikanlagen baute er Unternehmervillen, Arbeiterhäuser, Talsperren und viele öffentliche Gebäude in Lennep. Eine vom Baumeister selbst erstellte Liste der Bauten von 1885 bis 1902 nennt für jedes Jahr zwölf bis 18 Objekte. Dazu gehören u.a. Arbeiterwohnhäuser in den Wupperorten, die Gebäude der Lenneper Kammgarnspinnerei Joh. Wülfing & Sohn, die Schulgebäude an der Kölner Straße, das alte Hallenbad, aber auch Wohnhäuser z.B. in der Rotdornallee und in der Ringelstraße. 

Er erstellte die gesamte Lenneper Bahnhofstraße einschließlich des damals neuen Lenneper Rathauses (später Amtsgericht), eines Gesellschaftshauses mit Alumnat und eines Hotels, im Auftrag der Stadt, aber z.T. auf eigenes Risiko. Das „Hotel Kaiserhof“ stieß er aber bald wieder ab, weil er sich bei seiner Überbeschäftigung in Lennep und an der Wupper nicht genug darum kümmern konnte.

Er schuf für die technischen Talsperrenkonstruktionen des Aachener Professors Otto Intze (1843-1904) im Bergischen Land die notwendigen Grundlagen, indem er aufgrund seiner Niederschlagsmessungen im künftigen Talsperrengebiet Aussagen über die notwendige Fassungsgröße ermöglichte. Otto Intze und Albert Schmidt werden bis heute als die Väter der deutschen Talsperren bezeichnet. 

Nicht nur die nach der Eschbachtalsperre zweite deutsche Trinkwassertalsperre, die Panzertalsperre (Bild links) in Lennep, auch die Bevertalsperre, die Albert Schmidt plante und als Generalunternehmer erstellte, die Lingesetalsperre, die Herbringhauser Sperre, die Kerspetalsperre für Barmen, die Salbachtalsperre für Ronsdorf, die Sengbachtalsperre für Solingen, die Neyetalsperre für Remscheid sowie die Bruchertalsperre gehen auf seine Ideen, Vorarbeiten, Berechnungen bzw. erste Ausführung zurück. 

Ein Standardwerk war für Spezialisten des Wehr- und Talsperrenbaus Albert Schmidts Buch über „Die Wupper“, das zuerst 1902 und später in mehreren erweiterten Auflagen bei der Lenneper Buchhandlung Richard Schmitz erschien. Anheimelnd und ein wenig wehmütig stimmt die Lektüre, wenn der Autor erzählt, wie er vor dem Bau der Eisenbahn von Rittershausen (Oberbarmen) im Jahr 1868 seine Baustellen, die großen Fabrikbauten an der Wupper, besuchte. Er wanderte von Lennep aus nach Beyenburg, dann die Wupper entlang über Dahlerau, Dahlhausen, Krebsöge bis Hammerstein. Der Heimweg ging dann über Dörpe, Feldbach und Panzertal nach Lennep, das alles zu 80 Prozent über uralte schattige Waldwege. Selbst ein Fußmarsch an einem Tag nach Köln und zurück gehörte manchmal zum geschäftlichen Leben. „Durch diese täglichen Wanderungen über Berg und Tal, durch Feld und Wald, bei Regen und Sonnenschein, durch Schnee und Eis, wurde nicht allein der Körper gestählt und unempfindlich gemacht für jeden Witterungswechsel, sondern auch der Geist zu Naturbeobachtungen angeregt“.

Auf diesen Wegen entstanden Albert Schmidts Planungen zur Regulierung der Wupperwasserhöhe. Er sah eine Sperrung der Wupper bei Krebsöge schon vor mehr als 100 Jahren vor, der Staudamm wurde später vom modernen Wupperverband verwirklicht.

Die Lebenserinnerungen dieses Baumeisters, der sich das Vertrauen der Lenneper Fabrikanten und vieler anderer Bergischer Bauherren erarbeitete und später den Ehrentitel „Königlicher Baurat“ erhielt, lassen über die Geschichte der Familie hinaus ein Bild der aufblühenden Industrie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstehen.

Eine schöne Wohnstraße an seinem Lieblingsberg, der Knusthöhe, trägt heute seinen Namen.  


Nicht nur Talsperren, Fabrikbauten, Villen und Arbeiterhäuser wurden von Albert Schmidt geplant und erstellt, sondern auch die Evangelische Kirche in Radevormwald-Keilbeck.

Arthur Schmidt wurde am 4. Mai 1867 in Lennep geboren. Er besuchte in Lennep das Realgymnasium, studierte dann zunächst in Aachen Hochbau und später an der Technischen Hochschule Charlottenburg bei Berlin und übernahm nach der Diplom- und Regierungs–Baumeisterprüfung das Lenneper Baugeschäft im Jahre 1903, zunächst mit seinem Onkel Ernst Schmidt und seinem Schwager Walter Eberhardi. Arthur Schmidt setzte die Bautradition seiner Familie bereits in der vierten Generation fort.

 Aufgrund seiner Examensleistungen in Aachen im Jahre 1894 erhielt Arthur Schmidt ein sechswöchiges Architekturstipendium für eine Italienreise. Er hielt sich in der Zeit Mitte April bis Mitte Juni 1894 u.a. längere Zeit in Rom und Ravenna auf. Nicht zuletzt auf diese Italienreise ging nach der Aussage des Baumeisters auch die Idee zurück, beim Bau des Lüttringhauser Rathauses im Jahre 1908 Terrazzoböden zu verlegen.      

In Richtung Lüttringhausen hatte sich die Familie insbesondere durch Großvater Christian Schmidt (1805-1865) orientiert, der am Neuenhof Liegenschaften gepachtet und erworben hatte, um darauf eine Feldbrandziegelei zu begründen. In späterer Zeit war die Ziegelei als Klinkerwerk Eberhardi bekannt.

Im Jahr des Lüttringhauser Rathausbaus 1908 trennten sich die familiären Wege des großväterlichen Firmenimperiums, zu dem außer der Ziegelei das Lenneper Baugeschäft und ein holzverarbeitender Betrieb gehörten. Für Großvater Christian Schmidt und dessen Sohn Albert Schmidt waren Baugeschäft, Ziegelei und Zimmerei noch eine Einheit gewesen. Jetzt wurde diese Einheit für die Enkel aufgeteilt. Walter Eberhardi übernahm das spätere Klinkerwerk in eigener Regie, während Arthur Schmidt das Lenneper Baugeschäft an der Knusthöhe und später am Kaiserplatz (Mollplatz) bzw. der Karlshöhe Nähe Schlachthofstraße weiterführte, die Zimmerei ging damals an die Familienteile Wender und Dürholt, woraus später eine eigene Baufirma und ein eigenes Architekturbüro dieses Namens entstanden.   

Das Lüttringhauser Rathaus aus dem Jahre 1908

Wie sein direkter Vetter Paul Dürholt war Arthur Schmidt in erster Linie Künstler. Beiden war die geschäftliche Seite ihrer Unternehmen eher lästig, beide spezialisierten sich auf schlüsselfertige Häuser nach eigenem Entwurf – bis zur Türklinke. Dafür war das 1908 eingeweihte Lüttringhauser Rathaus eines der ersten ausgeführten Beispiele des selbständigen Unternehmers Arthur Schmidt, dem weitere Projekte, z.B. in der Lenneper Schillerstraße die Wohnhäuser Nr. 25 und Nr. 27, folgten. Letztere baute der Architekt für sich selbst zu Renditezwecken, musste sie aber später inflationsbedingt wieder aufgeben. Die Phase der Villenarchitektur endete für Arthur Schmidt und Paul Dürholt mit dem Ersten Weltkrieg, weil dann allenfalls noch kostengünstigere Zweckbauten in Auftrag gegeben wurden.

Arthur Schmidt war, wie bereits sein Vater Albert Schmidt, in Lennep oft gehalten, die Planung öffentlicher Bauten ehrenamtlich zu gestalten. Im Falle des Lüttringhauser Rathauses verzichtete er auf sein persönliches Architektenhonorar, das immerhin 7.000 Goldmark betragen hätte.

Arthur Schmidt war schon, bevor er die Firma im Jahre 1903 übernahm, für seinen Vater Albert als Architekt tätig. Zeitgemäß übte er sich u. a. bei sog. „Neubauten im altbergischen Styl“, wovon mehrere historische Ansichtskarten mit seinem Namen versehen zeugen. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden viele Hochbauten errichtet. Wohn- und Geschäftshäuser in Lüttringhausen, Dahlhausen, Wilhelmstal und Dahlerau, in Lennep z.B. die Häuser des Gemeinnützigen Bauvereins, das Wohnhaus Hermann Hardt jun. in der Mittelstraße (heute Rotdornallee), das Kontorgebäude von Joh. Wülfing & Sohn in der Kölner Straße, die Volksbank in der Poststraße, das Pastorat in der Bermesgasse, das Alumnat zwischen Hackenberger und Teichstraße, in dem 1913 der Schüler Heinz Rühmann untergebracht war, und das Landhaus Mühlinghaus am Nagelsberg. Vieles davon hat bis heute mannigfaltige Umnutzungen erfahren oder besteht gar nicht mehr. An der Errichtung der Bauten des „Lehmbaupastors“ Gustav von Bodelschwingh in Remscheid Anfang der 1930er Jahre wirkte Arthur Schmidt maßgeblich mit. Bodelschwingh und seine älteste Tochter Adelheid hatten beim Konzept des partiellen Selbstbaus mit Lehmziegeln durch die sozialschwachen späteren Hausbewohner so gut wie keine bezahlten Architekten und Bauführer vorgesehen. Beide gingen seinerzeit bei Arthur Schmidt, der hier ehrenamtlich plante und prüfte, ein und aus. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Firma Arthur Schmidt durch ein Stuckgeschäft erweitert. Nach der Rezession 1929/30 hat Arthur Schmidt weiter Bauten errichtet, so die Städtische Sparkasse in der Remscheider Saarlandstraße und die neue Lenneper Kläranlage im Jahre 1934.

Baumeister Arthur Schmidt war eine Zeit lang auch Mitglied des Lenneper Stadtrats, Stadtbaumeister in Lennep sowie zeitweise im Vorstand des Schlossbauvereins in Burg an der Wupper sowie in die bauliche Erhaltung des Kölner Doms involviert. Sein Schriftzug findet sich beispielsweise auf einem Lenneper Notgeldschein und auf dem Original des Ehrenbürgerbriefs für Johann Daniel Fuhrmann aus dem Jahre 1911.

Trotz seiner Lebensfreude und Geselligkeit trug Arthur Schmidt allerdings auch an der Last seines Vaters und direkten Vorgängers Albert Schmidt, von dem es bis heute heißt, er habe neben den Talsperren und Industrieanlagen an der Wupper auch „halb Lennep“ gebaut. „Ich habe mein ganzes Leben im Schatten meines Vaters gestanden“ – so formulierte er einmal”. Arthur Schmidt starb am 13. März 1945 in seinem Wohnhaus am Lenneper Mollplatz, in einer Zeit ohne Bauaufträge, und gezeichnet durch die Entbehrungen der damaligen Stadtbevölkerung.

Auch das heute nicht mehr existente evangelische Gemeindehaus an der Hardtstraße (früher Schulstraße) baute Arthur Schmidt.

Quelle: www.Lennep.eu, Dr. Wilhelm Schmidt

Bildvorlagen Lenneparchiv Schmidt